Arbeiten zwischen Zelda und World of Warcraft. Zwischen Billard-Tisch und selbstgebrautem Büro-Bier. Wohnst du noch oder arbeitest du schon? Das Nürnberger Unternehmen Codecamp:N ist eine Nummer für sich. Und hat seine neuen Räumlichkeiten in Zusammenarbeit mit dem Möbelkollektiv gestaltet. Wie es dazu kam, was Arbeiten mit Spielen zu tun hat und was die Zukunft noch so bringt, stellen wir in unserer dreiteiligen Serie „Endlich Hirnfasching – Codecamp:N im Gespräch mit dem Möbelkollektiv“ vor.
Rede und Antwort standen uns Martin Pluschke, Gründer und Geschäftsführer bei Codecamp:N sowie Thomas Dormann und Jens Hofmann von der Möbelkollektiv GmbH.
Den künstlerischen Hut bei der Gestaltung Arbeitswelten in der Solgerstraße hatte Kai Strecke von KAI STRECKE & KONSORTEN auf – den wir demnächst auch noch an den Interview-Tisch holen werden.
Wir treffen uns zu viert und leider digital. Und legen direkt los…
Nora: Jens, wie kam es denn überhaupt zu der Zusammenarbeit mit Codecamp:N?
Jens: Das hat alles im Dezember 2019 angefangen. Thomas hatte mich angesprochen, dass ich mich mal in die Solgerstraße 16 begeben sollte, um mich mit einem Herrn Pluschke zu treffen. Ich glaube, das war der 27. oder 28. Dezember, also eigentlich eine unsägliche Zeit für Termine [lacht]. Umso überraschter war ich dann, als ich dort mit totaler Gemütlichkeit empfangen wurde – sehr leckerer Kaffee! Martin hat dann erklärt, worum es geht: Das Projekt Solgerstraße 16 als Erweiterung der bestehenden Büroräume war ja schon da und sollte bis zur Deadline im Mai – also sehr schnell – umgesetzt werden. Wir waren gleich auf einer Wellenlänge und das hat wunderbar harmoniert.
Martin: Wobei die Geschichte ja eigentlich schon früher ihren Anfang genommen hatte. Unsere Office Managerin kennt nämlich die Kollegen vom Möbelkollektiv und wollte eigentlich schon länger, dass wir uns mal unterhalten und dann sind wir über Umwege im Kollektiv aufeinandergetroffen (Danke an Paul Söhnlein an der Stelle!). Und das war vom Mindset her gleich ein ziemlicher Match. Das hat dem Miteinander – Stichwort Trust – gleich gutgetan.
Nora: Was war denn die Rolle des Möbelkollektivs in der Zusammenarbeit in der Solgerstraße?
Jens: Der Wunsch vom Codecamp:N war es, jemanden zu finden, der das ganze Umbauprojekt in Gänze plant und umsetzt. Also vom Bauplan, Konsolidieren der Angebote bis hin zur Umsetzung.
Nora: Jetzt hat Martin ja schon das Stichwort Trust eingebracht. Was hat denn eurer Meinung nach die Zusammenarbeit so besonders gemacht?
Jens: Für mich besonders war das Zusammenarbeiten auf Augenhöhe. Das ist für uns vom Möbelkollektiv freilich sowieso immer der Wunsch und in vielen Projekten funktioniert das zum Glück auch schon so. Aber es ist einfach noch nicht state of the art. Es ist einfach ein Unterschied, wenn man ein Gegenüber hat, das nicht den Kunden im Top-Down-Prinzip spielt: Ich bin der Kunde und du machst, was ich will – sondern ein wirkliches Miteingebunden-sein. Das hat die Zusammenarbeit für mich als Project Owner sehr angenehm gemacht.
Nora: Und was war für dich das Besondere, Thomas?
Thomas: Das Besondere sind der Martin, seine Mädels und seine Jungs.
Nora [lacht]: Kurz und knackig. Martin, wie siehst du das?
Martin [lacht]: Ich kann dem Thomas nur zustimmen. It´s not about technology it´s all about the people. Obwohl wir eine Tech-Bude sind: Business wird immer noch von Menschen gemacht. Vielleicht bin ich da zu sehr alte Garde, aber ich fühle mich in der Philosophie schon oft bestätigt: Wenn du Leute hast, die kollaborativ zusammenarbeiten und wirklich Lust auf ein Thema haben, dann kann wirklich Großes bewegt werden. Du wirst keinen Erfolg haben, wenn du nur die geilen Performer hast, die zwar echt gut sind, aber die einfach keine Abstrahlwirkung haben und niemanden mitnehmen. Aber wenn ich hingegen jemanden mit einer soliden Performance aber mit großer Abstrahlwirkung in die Gemeinschaft habe – der bewirkt was. So fing das dann auch mit dem Philosophie-Austausch mit dem Thomas an, aus dem dann das Projekt daraus wurde: Nicht via Verkaufsgespräch, sondern im wirklichen Austausch miteinander. Zentral ist auch, dass es um wirkliche (Raum)gestaltung geht. Man hatte nie den Eindruck, dass ihr vom Möbelkollektiv jetzt eine reine Dienstleistung verkaufen wollt, sondern ihr habt halt einfach Bock, geilen Scheiß zu machen. Jens und ich haben außerdem beide Hunde, das ist natürlich auch wichtig. [Martin und Jens lachen]
Nora: Das verbindet natürlich, das ist klar [lacht]. Jens, wenn du keine Räume gestalten würdest, was würdest du dann machen?
Jens: Dann würde ich wahrscheinlich irgendwo in der Adria segeln. Das mache ich ja jetzt schon hin und wieder in meiner freien Zeit und ich hoffe, das mache ich dann irgendwann öfter.
Nora: Hauptberuflich Segelabenteurer dann [lacht]. Martin, lass uns ein wenig über dich sprechen. Codecamp:N – Wofür steht denn der Name und was macht ihr da überhaupt?
Martin: Codecamp:N ist eine Symbiose aus unserem Arbeitsbereich Softwareentwicklung, dafür steht das Code, und Camp steht von Anfang an für diesen kollaborativen Charakter: Also: Don´t be a star, be a galaxy. Kollaboration und Kooperation. Und Camping fasst diese ganzen Assoziationen auch gut zusammen: Man ist zusammen, fühlt sich glücklich und das wohl auch, wenn nicht immer alles perfekt ist. Das wollten wir leben, weil wir glauben, dass Softwareentwicklung im 21. Jahrhundert nicht mehr der Produktivitätslogik des Industriezeitalters folgt. Wir transformieren uns ja gerade von einer Service- zu einer Wissensgesellschaft, gerade in der Softwareentwicklung. Kollaboration war bei uns von Anfang an im Fokus gestanden. Auch unsere Ursprünge im Kohlenhof haben das schon gelebt: Da wirst du erstmal wie in einer Art riesigem Wohnzimmer empfangen mit einer großen Tafel, obwohl wir damals null Budget hatten, war uns das Thema Kollaboration schon am Herzen gelegen. Das haben wir inzwischen auch professionalisiert, weil wir ja auch kein kleines Start-Up mehr sind, sondern mit 152 Mitarbeitern ein mittelständisches Unternehmen.
Nora: Und das N?
Martin: Das N ist eine Hommage an unser Mutter-Unternehmen, wir sind ein Spin-off der Nürnberger Versicherung. Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, diesen Appendix mitzunehmen, weil wir das als positiv sehen: Wir verbinden letztlich die Agilität eines Start-Up mit der Sicherheit und der Nachhaltigkeit eines Unternehmens, das seit 1884 erfolgreich am Markt besteht. Das ist auch unser Vorteil: Ein Best-Of aus beiden Welten. Wir meinen ja in unserem Claim „Wir entwickeln die Zukunft aus 0 und 1“. In dem WIR steckt schon wieder Kollaboration – wir arbeiten zusammen. Wir entwickeln – heißt: Wir machen was und reden nicht nur schlau daher. Wir wollen neue Wertschöpfungsketten entwickeln. Und 0 und 1 steht klar einerseits für die Softwareentwicklung, aber auch die (binäre) Einfachheit, die uns wichtig ist: Wir wollen einfache Lösungen für die Menschen. Wie unser Claim am Standort Kohlenhofstraße: Wenn unsere Mütter es nicht verstehen, ist es zu kompliziert.
Weiter geht es in Episode 2 unserer Serie „Endlich Hirnfasching“!