Kleine Historie der Arbeitsgeschichte (Part 2)  

Alles neu macht die Moderne. Da ändert sich der Arbeitsbegriff nämlich radikal. Die Idee entsteht, dass der Zweck der Arbeit auch irgendetwas mit dem eigenen Ich, dem Individuum zu tun hat und auch den eigenen Interessen dienen sollte.

Kurz: Der Arbeitsbegriff wird um die subjektive Dimension erweitert. Es werden Elemente relevant, die früher kaum oder gar keine Rolle gespielt haben. Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung etwa. Das ist natürlich auch dadurch möglich, dass sich die Arbeit selbst ändert und die Arbeitswelt mit ihr.

Problematisch indes: Der Fokus auf der Lohn- und Erwerbsarbeit als vermeintlich definitorischer Arbeit steigt. Die Folge: „Informelle“ Arbeit, wie Sorgearbeit im Haushalt, bei der Kindererziehung oder bei der Pflege bedürftiger Angehöriger wird quasi unsichtbar – auch, weil sie in oberflächlichen ökonomischen Logiken nicht unmittelbar mit materiellem Wert verknüpft wird. Sprich: Unbezahlt oder unterbezahlt bleibt.

Währenddessen wird die (Erwerbs)Arbeit in vielen Bereichen immer weiter entstandardisiert. Die individuelle Gestaltungsmöglichkeit und Verantwortung nehmen zu.

Heute hat Arbeit zumindest im europäischen Kulturkreis unter anderem folgende Charakteristika:

Sie gibt dem Individuum ein Auskommen und garantiert materielle Sicherheit.

Sie gilt als Motor erfolgreicher Volkswirtschaften.

Sie hat den Anspruch, eine sinnvolle Daseinsgestaltung zu sein.

Sie ist verknüpft mit gesellschaftlichem Prestige und Anerkennung.

Was aus unserer Sicht noch zu kurz kommt: Arbeit wird – wie wir gesehen haben, schlicht aus historischen Gründen – noch immer häufig mit der Leistung Einzelner verknüpft. Der:die erfolgreiche Einzelnen sind aber aus unserer Sicht ein gesellschaftlich und kreativ isolierendes und einengendes Konzept.

Was mehr in den Fokus rücken müsste: Arbeit ist ein Kollektiv-Begriff. Nur kooperativ lässt sich Fortschritt denken.

Was meint ihr?

Teilen: