Das war „Democra-c Now! Eine Safari in die Zukunft des Arbeitens“!

Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Wissenszuwachs und Klimawandel – die Liste der inneren und äußeren Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen (und die Gesellschaft allgemein) in unserer Arbeitswelt konfrontiert sehen, ist lang. Wie kann inmitten dieser ganzen Umbrüche ein neues Arbeiten, ein Lebenswertes Arbeiten, eine Humanisierung der Arbeit stattfinden? Wie können wir Arbeitswelten demokratisieren?

Das war Grundgedanke und Stoßrichtung unserer Safari im Möbelkollektiv am 19. Juli im Rahmen der New Work Week (12.-19. Juli 2019) und des Nürnberg Digital Festivals (12.-22. Juli 2019). Wir wollten uns dem Buzzword New Work annähern. Es einfangen, loslassen, neu denken, formen, freigeben, definieren, wieder verwerfen und neu definieren. Denn: Lebenswertes Arbeiten ist eben wie das Leben und die Arbeitswelt. Stetig im Prozess begriffen, stetig im Wandel.

Dazu hatten wir uns überlegt, anhand welcher Arbeits- und Lebensfelder sich eine beispielhafte Auseinandersetzung mit dem Konzept New Work anbieten würde. Und sind dabei auf drei Themenfelder gestoßen: space – state – team.

Im Orga-Team mit dabei waren eine geballte Ladung kreativer Geister! Arthur Soballa (Initiator der New Work Week), Natalia Streck (Ancud IT-Beratung GmbH), Judith Weidner (SIEMENS), Manuel Illi (Quality Minds GmbH) und Ursula Göhring (Goehring Innenarchitektur GmbH). Außerdem mit dabei: Thor van Horn, der Kopf von Quantum Kunst und kunstritual, die Kunst als Kreativmotor für Unternehmen nicht nur im Bereich Bürogestaltung sondern auch Teambuilding, entdeckt haben, und Manuel Grassler von Visionen Bauen, der mit Lego Serious Play Kreativwelten schafft. Die Locations waren ebenso vielfältig: Die Safari fand statt bei uns im Möbelkollektiv und bei unseren Kooperationspartnern von cookionista – mit köstlichen Scrum-Sprints -, Spielerrat und Lauschner!

Der Raum (space) als bewusst offen gehaltene Leerstelle sollte einen unvoreingenommenen Zugang ermöglichen zu der Frage, was denn überhaupt lebenswerte (Arbeits)Orte sind. Arbeitsumfelder lassen sich aber freilich nicht im luftleeren Raum denken. Sie finden ihren Rahmen im rechtlichen und also auch gesamtgesellschaftlichen Kontext. Deshalb war auch das Thema state wichtig. Auch hier gehen wir unter die Haut – hinterfragen ausdrücklich erlaubt: In was für einem Staat will ich und wollen wir überhaupt zukünftig leben? Was bedeutet Demokratie? Was kann der Staat tun für die Umsetzung lebenswerter (Arbeits)Orte? Und schließlich das Mikro-Element in unserem Makro-Dreier-Ansatz: team. Was heißt lebenswertes Arbeiten miteinander? Lassen sich Hierarchie durchbrechen und was würde das bedeuten? Wie wollen wir gemeinsam arbeiten?

In einem Satz: Wir bauten die Trias der New Work mit WO (space), WIE (state) und WARUM (team).

Am 19. Juli war es dann endlich soweit. Von insgesamt ca. 50 Teilnehmer*innen wurden unsere um die jeweiligen Bereiche im Vorfeld überlegten Fragen auf Herz und Nieren überprüft. Interessant war, dass der Bereich space für die meisten offensichtlich am zugänglichsten war. Hier hatte wirklich jeder eine Position, eine Vorstellung, eine Vision davon, wie ein lebenswerter, demokratisierter Raum aussehen könnte. Dies war vermutlich einerseits darauf zurückzuführen, dass der Bereich space letztlich sehr lebensnah und individuell eher gestaltbar scheint als etwa der Bereich state, mit dem viele zunächst auch einen gewissen Änderungspessimismus verbanden (Stichwort: Da kann ma ja eh nichts daran ändern). Und andererseits, da gerade das Thema Gestaltung öffentlicher Räume derzeit hochaktuell ist (lebenswerte Stadtgestaltung wie etwa die Bucht am Norikus etc.).

Der Bereich space konnte also gut als Starthilfe genutzt werden, um in die zwei anderen Bereiche state und team einzusteigen – die ja gar nicht trennscharf voneinander und vom Bereich space sind und so ohnehin auch mittelbar stets mitbehandelt wurden.

Eine Assoziation, die bei allen drei Bereichen genannt wurde und sich wie ein roter Faden durch die Trias zog, war: „Gemeinsame Werte und Ziele“ – als zentral für alle drei Bereiche. #gemeinsam – eines der zentralen Hashtags der Safari.

Aber es wurden nicht nur Möglichkeiten ersonnen, sondern auch über Grenzen diskutiert. Kann und sollte wirklich alles basisdemokratisch gelöst werden? Wo verlaufen die Grenzen? Eine Grenze war sicherlich auch die Vorstellungskraft: Viele Ideen und Ansätze im Bereich New Work werden vielleicht noch als zu weit weg, zu radikal empfunden. Oder auch einfach als schlicht nicht umsetzbar. Da ist es ein bisschen wie mit der Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen: „Wäre schon toll, wenn es das gäbe, aber es ist halt einfach unrealistisch“.

Eine wiederkehrende Herausforderung war außerdem die Frage nach der praktischen Umsetzung des Ganzen. Immer wieder stellte sich die Frage: Wie transferiert man denn eigentlich demokratische Prozesse auf Arbeitsstrukturen?

Am Ende hatten wir drei bunte Pinnwände voll mit Post-ist. Mit Visionen darauf und Grenzziehungen daneben, mit Skepsis und Begeisterung nebeneinanderstehend, Zweifel und Euphorie und ganz viel vorsichtigem Hoffen „Wäre schon toll, wenn mein Arbeitsplatz so oder so wäre – aber ist das realistisch?“.

Nun, realistisch ist am Ende, was wir realisieren. Und die Safari hat hier auf jeden Fall mal den ersten Schritt gemacht.

Fotos: Möbelkollektiv
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