Arbeit Around The World: Ikigai (Japan)

Der Grund, morgens aufzustehen. So ließe sich, natürlich sehr verkürzt, der japanische Begriff Ikigai, fassen, der seit einiger Zeit auch bei uns die Selbstverständlichkeiten durchrüttelt und in lebensratgeberischen Untiefen des Netzes genauso vorgestellt und verhandelt wird wie in Leitmedien von Deutschlandfunk Kultur bis Die Zeit.

Längst ist Ikigai, das, wofür es sich zu leben lohnt, also kulturelles Exportprodukt geworden. Der Brückenschlag zu Arbeitskonzepten liegt nahe und da verwundert es kaum, dass der Human Resources Manager und Co. konstatieren, dass Ikigai »auch für Unternehmen enormes Potential« berge. Titel wie »Ikigai: Warum sinnvolle Arbeit gesund ist« machen die Runde.

New Work und Ikigai. Da scheinen zwei Konzepte aufeinanderzutreffen, die sich gut verstehen: »In Unternehmen angekommen ist Ikigai im Sinne von New Work: Arbeit, die man gerne macht und die einen erfüllt.« so steht es im Human Resources Manager.

Und da liegt zweifellos auch tatsächlich einiges Potential. Aber wir sehen da auch Herausforderungen. Etwa einen großen Fokus auf das Glück des Einzelnen. Soziale Kontexte von Arbeit, Zusammenarbeiten mit Anderen statt an einem für das Individuum erfüllenden Projekt alleine zu arbeiten, das sehen wir als hier unterschätztes Potential. Gerade das gemeinschaftliche Tun, Sprechen und Sein, das über Glücksmotive des Einzelnen hinausgeht, begreifen wir als ganz zentral für Arbeits- wie Lebenswelten.

Und: Es darf auch nicht vergessen werden, dass aus Japan zwar Ikigai kommt. Aber eben auch Karoshi – der Tod durch Überarbeitung. Dieses Spannungsfeld zwischen erdrückender Arbeitsbelastung und – vielleicht ebenso überwältigendem – Glücksdruck innerhalb der Arbeit lässt sich schwer auflösen.

Dass wir arbeiten wollen, darauf weisen nicht nur Konzepte wie Ikigai und Philosoph:innen wie Hannah Arendt hin. Die Frage bleibt aber: Wie? Und wir denken: Vor allem gemeinsam,

vor allem im persönlichen Austausch und mit der regulierenden Kraft der Gruppe, die uns auch vor Selbstausbeutung behütet!

Was denkt ihr?

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