Quatschen, sprechen, reden et al. – Kleiner Abstecher in die Kommunikationstheorie

Kommunikation ist key – Aber wie läuft sie eigentlich ab?

Das ist eine Frage, der sich die Kommunikationswissenschaft widmet. Mit über die Jahrzehnte der Forschung so vielfältigen wie mittlerweile häufig schon wieder verworfenen Antworten.

Hier ein kleiner Überblick von uns für euch.

Sender-Empfänger-Modell und Reiz-Reaktions-Modell

Ab den 1940er Jahren populär war das Sender-Empfänger-Modell, das aus der Kommunikationstheorie der beiden Mathematiker Warren Weaver und Claude Shannon hervorgegangen ist.

Das binäre Nachrichtenübertragungsmodell identifiziert einen Sender, einen Empfänger und den zwischen denen ablaufenden Informationsübertragung in einem nachrichtentechnischen Sinne.

Heißt: Eine Informationsquelle wählt dabei eine aus Zeichen bestehende Botschaft aus, die der Sender in ein Signal verwandelt und über den Kommunikationskanal an einen Empfänger sendet. Störquellen können diesen Prozess beeinflussen.

Die Kommunikation gilt dann als erfolgreich, wenn die gesendete Nachricht mit der empfangenen identisch ist.

Im Zusammenhang mit dem Reiz-Reaktions-Modell – nach dem jedes Individuum etwa via Massenmedien in gleicher Weise erreicht wird und Botschaften gleichermaßen wahr- und aufnimmt, ging man eine ganze Zeit lang davon aus, dass sich Menschen so gleichermaßen einfach etwa manipulieren ließen und ausgesendete Botschaften quasi ungefiltert aufnehmen würden.[1]

Vier-Seiten-Modell und Watzlawick-Axiome

Die radikale Gleichsetzung von Botschaft und Wirkung im Reiz-Reaktions-Modell gilt mittlerweile als verworfen. Von der Kenntnis des Reizes kann nicht unmittelbar auf die entsprechende Reaktion des Rezipienten geschlossen werden.

Aus dem reinen Reiz-Reaktions-Modell wurde unter anderem das Vier-Seiten-Modell.

In diesem wird dem Einzelnen Platz eingeräumt, als wirkungsrelevanter Faktor aufzutreten. Kommunikationsmodelle wie etwa das von Friedemann Schulz von Thun tragen der Komplexität menschlicher Kommunikation Rechnung, die ganz zentral auch von der Möglichkeit von Missverständnissen geprägt ist.

Schulz von Thun, in Erweiterung von Paul Watzlawicks Sprach-Axiomen (das berühmteste Axiom ist wahrscheinlich sein Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren.“), unterscheidet zum Beispiel zwischen vier Ebenen: Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehung und Appell.

Diese „vier Seiten einer Nachricht“ (Schulz von Thun) bilden ein fragiles und hochkomplexes Bild zwischenmenschlicher Kommunikation. Der Verdienst dieses Ansatzes und vergleichbarer Theorien ist vor allem der, festzustellen: Kommunikation findet nicht nur auf der Sachebene statt, sondern ist maßgeblich beeinflusst von Persönlichkeit, Erfahrungen und Beziehungen der Beteiligten.[2]

Natürlich gibt es noch viel mehr Modelle und Ansätze.

Aber die grobe Entwicklung innerhalb der Kommunikationstheorie ist die:

Seit den frühen binären, strukturarmen und einseitigen Ansätzen ist viel passiert. Heute ist man sich einig, dass Kommunikation ein extrem vielschichtiger Prozess ist, der auf vielfältige Weise misslingen kann.

Oder eben gelingen.

Wie das am besten geht?

Das schauen wir uns im nächsten Beitrag genauer an!


Quellen:

[1] Vgl. Uli Bernhard, Holger Ihle: Neue Medien – neue Modelle? Überlegungen zur zukünftigen kommunikationswissenschaftlichen Modellbildung. In: Studies in Communication Sciences. Journal of the Swiss Association of Communication and Media Research. Vol. 8, N. 2, 2008, S. 221–250.

[2] Vgl. Röhner, Jessica / Schütz, Astrid: „Klassische Kommunikationsmodell“ In: Röhner, Jessica / Schütz, Astrid  (Hg.): Psychologie der Kommunikation. Springer 2020, S. 27-51.

Bild: Torsten Hönig

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